| Presseinformation

Innovative Krebstherapien für Frauen ̶ Forschungsprojekt der UMG erhält IBT-Startfinanzierung

Institute for Biomedical Translation (IBT), Niedersachsen, fördert Transfer-Vorhaben an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) mit knapp einer Million Euro über zwei Jahre. Das Projekt zur Entwicklung gezielter Therapien für frauenspezifische Krebserkrankungen überzeugte mit seiner Idee auf der vierten IBT-Portfoliokonferenz am 13. Mai 2025 in Hannover.

Bild zur Presseinformation "Innovative Krebstherapien für Frauen  ̶  Forschungsprojekt der UMG erhält IBT-Startfinanzierung"
Prof. Dr. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstandes und Vorstand Forschung und Lehre der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), Prof. Dr. Wolfgang Sippl, Leiter des Instituts für Pharmazie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Prof. Dr. Julia Gallwas, Direktorin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der UMG, Dr. Liat Nissimov-Brück, Leiterin UMG-Accelerator der UMG, und Priv.-Doz. Dr. Florian Wegwitz, Forschungsgruppenleiter in der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der UMG (v.l.n.r.). Foto: umg/julia gallwas

Bereits zum vierten Mal fand am 13. Mai 2025 in Hannover die Portfolio-Konferenz des Institute for Biomedical Translation (IBT) Lower Saxony statt – dem Förderprojekt des Landes Niedersachsen für den Transfer von Forschungsergebnissen gemeinsam mit der Wirtschaft in die klinische Praxis. Eine hochkarätig besetzte Jury wählte aus den Projektideen der insgesamt acht Finalisten drei Forschungsvorhaben für eine Startfinanzierung aus. Prof. Dr. Julia Gallwas und Priv.-Doz. Dr. Florian Wegwitz, beide Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), sowie Prof. Dr. Wolfgang Sippl, Institut für Pharmazie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, überzeugten mit ihrem Projekt „HyCan“ zur Entwicklung gezielter Therapien für frauenspezifische Krebserkrankungen wie Gebärmutterschleimhaut-, Gebärmutterhals- und Eierstockkrebs. 

In den kommenden zwei Jahren werden in diesem Vorhaben Moleküle entwickelt, die einen gezielten Abbau der Histon-Deacetylasen 3 und 8 (HDAC3/8) ermöglichen. Diese Enzyme spielen eine maßgebliche Rolle beim Wachstum von Tumoren und der Ausbreitung von Krebszellen. Ziel ist die Gründung eines Startups, das sich auf die Entwicklung von HDAC3/8-abbauenden Molekülen zur Behandlung frauenspezifischer Krebserkrankungen spezialisiert. Das Forschungsvorhaben wird mit 960.000 Euro gefördert.

„Wir möchten mit der IBT-Förderung dazu beitragen, die Frauengesundheit zu verbessern und den Patientinnen mehr Lebensqualität durch schonendere Therapieverfahren zu schenken", sagt Prof. Gallwas, Direktorin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der UMG. „Durch den gezielten Abbau von HDAC3/8 können wir spezifischere und weniger toxische Behandlungsmethoden mit großem medizinischen Nutzen entwickeln", ergänzt Prof. Dr. Wolfgang Sippl, Leiter des Instituts für Pharmazie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Das HyCan-Projekt
Krebs stellt eine globale Gesundheitsherausforderung dar, mit jährlich 20 Millionen Neuerkrankungen und zehn Millionen Todesfällen weltweit. Frauentypische Krebsarten wie Gebärmutterschleimhaut-, Gebärmutterhals- und Eierstockkrebs tragen erheblich zu diesen hohen Zahlen bei. Die Behandlung dieser Krebsarten, einschließlich Operationen, Chemotherapien, Immuntherapien und Strahlentherapien, kann die Lebensqualität der Patientinnen erheblich beeinträchtigen.

In dem Projekt HyCan (“Hydrophobic Tag Degraders of HDAC3/8 for the treatment of Solid Cancers”; zu Deutsch: Hydrophobe Markierung zum Abbau von HDAC3/8 für die Behandlung von soliden Krebserkrankungen“) werden Histon-Deacetylasen zum Angriffspunkt für ein neuartiges Therapieverfahren in den Fokus genommen. Diese bilden eine Familie von 18 Enzymen, die maßgeblich an der Entwicklung und dem Fortschreiten von Krebs beteiligt sind. Bisherige Medikamente gegen diese Enzyme sind jedoch oft zu unspezifisch und führen zu hohen Nebenwirkungen. „Unsere Forschung hat die beiden Enzyme HDAC3 und HDAC8 als besonders geeignete Ziele für neue Therapien identifiziert, weil sie für das Überleben von Krebszellen wichtig sind und normale Zellen kaum schädigen, wenn sie blockiert werden“, sagt Priv.-Doz. Dr. Florian Wegwitz, Leiter der Arbeitsgruppe „Transcriptional Plasticity in Women's Cancers“ in der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der UMG. Das HyCan-Team setzt die innovative Hydrophobic Tagging-Technologie ein. Dabei werden HDAC3 und HDAC8 mit einem sogenannten „hydrophoben Tag“ markiert, der die Zelle dazu bringt, diese Enzyme gezielt abzubauen. So werden die Krebszellen gezielt geschwächt, während gesunde Zellen weitestgehend verschont bleiben. Zusätzlich erschwert diese Methode die Entwicklung von Resistenzen, das heißt, sie verhindert, dass die Therapie mit der Zeit ihre Wirksamkeit verliert. „Auf diese Weise wollen wir die Entwicklung wirksamerer und verträglicherer Krebstherapien ermöglichen“, so Priv.-Doz. Wegwitz.

Ausblick
„Dank der Förderung durch das IBT können wir unser primäres Ziel verfolgen, ein HDAC3/8-abbauendes Molekül für den Einsatz in Patientinnen-Studien zu entwickeln, um die Verträglichkeit und Sicherheit dieser neuen Therapie zu überprüfen. Dabei konzentrieren wir uns zunächst auf Tumoren der Gebärmutterschleimhaut, des Gebärmutterhalses und der Eierstöcke“, sagt Prof. Gallwas. Nach Abschluss des Projekts wird eine Ausgründung angestrebt, um die neue Therapie in die klinische Anwendung zu überführen.

Über das IBT Lower Saxony
Niedersachsen zählt zu Deutschlands führenden Standorten für biomedizinische Forschung. Trotz der international anerkannten Forschungsstärke des Landes finden die gewonnenen Erkenntnisse jedoch noch zu selten oder zu langsam ihren Weg in die medizinische Anwendung. Deshalb wurde das IBT Lower Saxony als Leuchtturmprojekt des Landes Niedersachsen ins Leben gerufen. Es unterstützt die Weiterentwicklung von Transferprojekten im Bereich der biomedizinischen Forschung, zieht erfolgreiche Unternehmen und Investoren an, stärkt die regionale Wirtschaft und macht sie international sichtbar. 

Mit dem IBT Lower Saxony wird ein Fast Track für die Biomedizin in Niedersachsen geschaffen: Innovative Ideen erhalten im IBT nicht nur attraktive Finanzierungsoptionen, sondern Zugang zur gesamten erstklassigen Infrastruktur und Expertise unseres gemeinsamen Ökosystems. Kernziel ist die möglichst schnelle Überführung von Forschungsergebnissen in neue präventive, diagnostische und therapeutische Verfahren.

Die Kooperation wurde von drei führenden wissenschaftlichen Einrichtungen der Region initiiert: Gründungspartner sind die Medizinische Hochschule Hannover, die Universitätsmedizin Göttingen und das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. Die Startfinanzierung von 25 Millionen Euro zwischen 2023 und 2028 wird vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und der VolkswagenStiftung zur Verfügung gestellt. 

Weitere Informationen: www.ibt-ls.de 

Ansprechpartner Fachbereich: 
Priv. Doz. Dr. Florian Wegwitz, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Telefon 0551 / 39-69811, florian.wegwitz(at)med.uni-goettingen.de 

Pressekontakt:
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Leitung Unternehmenskommunikation
Lena Bösch 
Von-Siebold-Str. 3, 37075 Göttingen
Telefon 0551 / 39-61020
Fax 0551 / 39-61023
presse.medizin(at)med.uni-goettingen.de
www.umg.eu

Follow us