Nieren-, Harnblasen und Prostatakrebs besser behandeln

Uroonkologie

Die Uroonkologie umfasst Tumorerkrankungen des sogenannten Urogenitaltraktes. Dazu gehören bösartige Tumore der Harnblase, des Hoden und des Penis, der Nieren sowie der Prostata. Die drei häufigsten Krankheitsbilder sind das Prostatakarzinom, das Harnblasenkarzinom sowie Krebserkrankungen der Niere. Diese Erkrankungen werden an der Universitätsmedizin Göttingen unter dem Dach des UniversitätsKrebszentrums Göttingen mit einer besonderen Expertise behandelt. Seit 2017 sind die Klinik für Urologie und die Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie der Universitätsmedizin Göttingen durch die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) als Prostatakrebszentrum zertifiziert. Außerdem ist die Klinik für Urologie seit November 2021 als Uroonkologisches Zentrum der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert. Dabei bildet das Uroonkologische Zentrum das strukturelle Dach für die organbezogenen ebenfalls zertifizierten Zentren: das Harnblasenkrebszentrum und das Nierenkrebszentrum. Um Patienten mit urogenitalen Tumoren bestmöglich zu versorgen, arbeiten die Mitarbeiter des UniversitätsKrebszentrums Göttingen eng mit dem Evangelischen Krankenhaus Göttingen-Weende sowie den anderen umliegenden Krankenhäusern und vor allem mit den niedergelassenen Kollegen zusammen.

Nierenkrebs

Pro Jahr erkranken etwa 14.000 Menschen neu an Nierenkrebs. Dabei tritt Nierenkrebs oftmals bei Menschen zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr auf. Am häufigsten sind so genannte Nierenzellkarzinome, auch als Nierenkarzinom bekannt. Sie machen rund 70 Prozent aller Nierentumoren aus. In der Regel ist nur eine der beiden Nieren von einer Tumorerkrankung betroffen. Die gute Nachricht ist, Nierenkrebs wird heute häufig schon in einem frühen Stadium erkannt und kann so oftmals erfolgreich mit einer Operation behandelt werden. Grund dafür ist, dass die meisten Nierentumoren zufällig und relativ früh bei einer Routine-Ultraschalluntersuchung oder im Rahmen einer Schnittbildgebung z.B. bei der Abklärung von Rückenschmerzen entdeckt werden. Besteht der Verdacht auf eine Nierenerkrankung, untersucht der Arzt den Patienten natürlich gründlich und führt weitere Untersuchungen wie ein CT vom Bauchraum durch. Welche Therapie durchgeführt wird, hängt davon ab, wie weit fortgeschritten die Erkrankung zum Zeitpunkt der Diagnose ist. Das wichtigste Mittel zur Behandlung von Nierenkrebs ist die Operation. Diese kann in sehr vielen Fällen unter Erhalt der Niere durchgeführt werden: Die gesunden Nierenanteile verbleiben, nur der Tumor wird entfernt. Ziel ist es aber immer, den Tumor vollständig zu entfernen. Mittels neuer OP-Techniken wie dem DaVinci-Roboter gelingt häufig auch eine minimal-invasive und damit schonende Operation. Die Frage, welche die richtige OP-Technik ist, wird in den Tumorkonferenzen und mit dem Patienten in jedem Einzelfall besprochen. Hat der Tumor bereits umliegendes Gewebe und Lymphknoten befallen oder gar Tochtergeschwulste in anderen Organen gebildet, ist eine Operation meistens nur in Kombination mit anderen Behandlungsmaßnahmen sinnvoll. In diesen Fällen kommt eine moderne zielgerichtete medikamentöse Behandlung zum Einsatz.

Harnblasenkrebs

Harnblasenkrebs ist bei Männern nach Lungen-, Dickdarm-, und Prostatakrebs der vierthäufigste bösartige Tumor. In Deutschland erkranken jährlich etwa 16.000 Patienten neu an einer bösartigen Erkrankung der Harnblase. Entdeckt wird Blasenkrebs sehr häufig, wenn der Patient Blut im Urin entdeckt – dann sollten wirklich die Alarmglocken klingeln und eine urologische Untersuchung erfolgen. Blut im Urin ist das Leitsymptom für einen Krebs im Harntrakt. Die häufigste Ursache für einen Harnblasentumor ist nach wie vor das Rauchen. Auch chronische Entzündungen der Blase können bösartige Blasentumoren verursachen, dies ist aber eher seltener der Fall. Die wichtigste Untersuchung bei Verdacht auf einen Harnblasentumor ist die Blasenspiegelung. In örtlicher Betäubung wird über die Harnröhre ein optisches Instrument in die Harnblase vorgeschoben. Der Urologe hat durch diese Technik die Möglichkeit, die Blaseninnenwand zu betrachten und eventuell vorliegende Blasentumoren aber auch entzündliche Veränderungen aufzuspüren. Etwa 70 bis 80 Prozent der Harnblasenkarzinome werden in einem frühen Stadium entdeckt, sodass die Patienten eine günstige Prognose haben. Um zu vermeiden, dass erneut ein Blasentumor entsteht, wird bei den meisten Patienten am Tag nach dem Eingriff über einen Katheter ein Medikament in die Blase gegeben. Wenn durch den feingeweblichen Befund ein Befall der Muskulatur der Harnblase festgestellt wird, oder trotz der medikamentösen Therapie erneut ein Tumor entstanden ist, bietet die vollständige Entfernung der Harnblase die besten Heilungsaussichten.

Prostatakrebs

Das Prostatakarzinom ist der häufigste Tumor bei Männern in Zentral- und Westeuropa. Jährlich erkranken in Deutschland etwa 58.000 Männer daran. Prostatakrebs tritt häufig im höheren Lebensalter auf. Die Ursachen von Prostatakrebs sind dabei weitgehend unbekannt, wobei es familiäre Häufungen gibt. Wird Prostatakrebs frühzeitig erkannt, d.h. bevor Beschwerden auftreten, sind die Heilungschancen gut. Dafür ist eine engmaschige Vorsorge-Untersuchung die Voraussetzung für eine erfolgreiche Krebsvorsorge. In Deutschland wird die Vorsorgeuntersuchung ab dem 45. Lebensjahr angeboten und wird von der Krankenkasse übernommen. Sie beinhaltet die Tastuntersuchung der Prostata über den Enddarm durch den Arzt. Allerdings ist die Aussagekraft bei dieser Untersuchung eingeschränkt, da der Urologe nur einen Teil der Prostata ertasten kann. Ein weiteres wichtiges diagnostisches Verfahren ist die Bestimmung des sogenannten PSA-Wertes. Dieses wird derzeit leider nicht von den Krankenkassen übernommen. Beim prostataspezifischen Antigen (PSA) handelt es sich um ein Eiweiß, das von der Prostata produziert wird und im Blut nachweisbar ist. Bei den meisten Patienten mit Prostatakrebs liegt ein erhöhter PSA-Wert vor. Wurde mit Hilfe einer Probenentnahme dann Prostatakrebs diagnostiziert, sind ganz verschiedene Therapieverfahren möglich. Eine individuelle Beratung des Patienten ist in diesem Falle wichtig und die Grundlage der Therapieentscheidung.

Autoren

Direktor

Univ.-Prof. Dr. med. Lutz Trojan

Dr. Marc-Eric Bode

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