| Presseinformation Nr. 072 / 2021

Bauchspeicheldrüsenkrebs: Ansprechen auf Therapie verbessern

UMG-Forscher*innen erstellen molekularen Fingerabdruck von Tumorsubtypen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die Deutsche Krebshilfe fördert das Projekt mit rund 400.000 Euro.

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Prof. Dr. Elisabeth Heßmann, Projektleiterin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Klinik für Gastroenterologie, gastrointestinale Onkologie und Endokrinologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Foto: umg/phla

(umg/Deutsche Krebshilfe) Bauchspeicheldrüsenkrebs, auch Pankreaskarzinom genannt, ist äußerst aggressiv und spricht häufig nicht auf herkömmliche Therapien an. Wissenschaftler*innen der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) haben einen Ansatz gefunden, der die Wirkung der Therapie bei einer Untergruppe des Bauchspeicheldrüsenkrebses verbessern könnte. Jetzt wollen sie den „molekularen Fingerabdruck“ dieses Subtyps näher untersuchen und genau charakterisieren. Im Fokus der Untersuchungen steht ein sogenannter epigenetischer Regulator. Diese Moleküle steuern, welche Abschnitte der Erbsubstanz, also welche Gene, abgelesen werden können. In den Genen ist festgeschrieben, wie jede einzelne Körperzelle aufgebaut ist und welche Aufgaben sie erfüllt. „Eine Fehlregulation beim Ablesen der Erbsubstanz kann dazu führen, dass Tumoren entstehen“, sagt Prof. Dr. Elisabeth Heßmann, Projektleiterin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Klinik für Gastroenterologie, gastrointestinale Onkologie und Endokrinologie der UMG. Ziel des Forschungsprojektes ist es, den betroffenenen Patient*innen zukünftig eine maßgeschneiderte Therapie bei Bauchspeicheldrüsenkrebs zu ermöglichen. Die Deutsche Krebshilfe fördert das Projekt mit rund 400.000 Euro über drei Jahre.

In Laborversuchen haben Prof. Heßmann und ihr Team bereits herausgefunden, dass der epigenetische Regulator EZH2 beim Bauchspeicheldrüsenkrebs das Gen Gata6 hemmt. Das führt dazu, dass sich der Tumor zu einem aggressiven Subtyp entwickelt, der deutlich schlechter auf verfügbare Therapien anspricht. Dieser Vorgang ist aber umkehrbar: Hemmten die Forscher EZH2, blieb Gata6 aktiv und die Tumorzellen wechselten wieder zu einem weniger aggressiven Subtyp, der sensibler auf die Chemotherapie reagiert. „Wenn wir Patient*innen also mit einem EZH2-Hemmstoff behandeln, könnten wir das Therapieansprechen verbessern und das Tumorwachstum verlangsamen“, so Prof. Heßmann. Die Ergebnisse der Laborversuche wurden im November 2020 in der amerikanischen Fachzeitschrift „Cancer Reaserch“ veröffentlicht.

Originalpublikation: Shilpa Patil, Benjamin Steuber, Waltraut Kopp, Vijayalakshmi Kari, Laura Urbach, Xin Wang, Stefan Küffer, Hanibal Bohnenberger, Dimitra Spyropoulou, Zhe Zhang, Lennart Versemann, Mark Sebastian Bösherz, Marius Brunner, Jochen Gaedcke, Philipp Ströbel, Jin-San Zhang, Albrecht Neesse, Volker Ellenrieder, Shiv K Singh, Steven A Johnsen, Elisabeth Hessmann. EZH2 Regulates Pancreatic Cancer Subtype Identity and Tumor Progression via Transcriptional Repression of GATA6. Cancer Res 2020 Nov 1;80(21):4620-4632. doi: 10.1158/0008-5472.CAN-20-0672. Epub 2020 Sep 9. 

Bei manchen Patient*innen scheint Gata6 aber unabhängig von EZH2 zu agieren. Sie haben von einer EZH2-Hemmung keinen Vorteil. „Wir vermuten, dass vor allem jene Patient*innen profitieren, die hohe EZH2- und niedrige Gata6-Level aufweisen“, sagt Prof. Heßmann. Ziel der Göttinger Forscher*innen ist es nun, einen molekularen Fingerabdruck derjenigen Tumorzellen zu erstellen, die auf eine EZH2-Hemmung ansprechen. Dies wäre die Voraussetzung, um Pankreaskarzinome mit EZH2 Inhibitoren maßgeschneidert zu behandeln.

„Die personalisierte Medizin birgt ein immenses Potenzial. Ihr Ziel ist es, jeden Patienten individuell zu behandeln. Dafür müssen wir die vielen verschiedenen Tumoren bis ins kleinste Detail kennen und verstehen“, so Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. „Bei anderen Krebsarten, wie etwa Brust- oder Lungenkrebs, hat die personalisierte Medizin bereits Einzug in die klinische Praxis gehalten. Beim Pankreaskarzinom haben wir noch viel Arbeit vor uns. Aber auch hier sehen wir die Zukunft in der personalisierten Therapie.“

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