Früher Mettbrötchen, jetzt Müsli
Besonders eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung können helfen, das Gewicht zu reduzieren und das Risiko für Krebserkrankungen zu senken. An der UMG bietet die Interdisziplinäre Adipositas Ambulanz verschiedene Therapiemöglichkeiten, die Betroffenen dabei helfen, Gewicht zu verlieren und dieses zu halten. Auch Volker Ludwig hat sich an die Expert*innen der Adipositas Ambulanz gewandt und mit ihrer Hilfe 45 Kilo in neun Monaten abgenommen. Durch einen Freund hat der 58-Jährige von der Ambulanz erfahren und sich angemeldet.
„Als ich ein Urlaubsfoto von Gran Canaria gesehen habe, habe ich gedacht, es reicht jetzt. Ich sehe aus wie ein Ball“, so Volker Ludwig. Der Familienvater aus Einbeck hatte bereits einige Abnehmversuche gestartet, ist aber immer wieder in alte Verhaltensmuster zurückgefallen. Damit sollte jetzt Schluss sein. „Mein Kurs ist im Januar dieses Jahres gestartet. Dass ich die Zusage bekommen habe, war mein schönstes Weihnachtsgeschenk. Ich wollte mich auf keinen Fall operieren lassen, sondern es selbst schaffen. Ich habe mir mein Gewicht auch selbst angegessen“, so Volker Ludwig. Der Einbecker hat sich für eine konservative Therapie mit dem Optifast-Programm entschieden. Das Programm fußt auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und beinhaltet Einheiten der Bewegungstherapie, medizinischer Betreuung, Ernährungsberatung und Verhaltenstraining. Die Schulung wird von speziell weitergebildeten Ärzt*innen, Ernährungsberater*innen, Psycholog*innen und Physiotherapeut*innen der Interdisziplinären Adipositas Ambulanz der UMG angeboten. Niedersachsenweit gibt es nur drei weitere Zentren, die das Abnehmprogramm anbieten.
Volker Ludwig wog bei Therapiebeginn 155 Kilogramm. „Ich hatte zu hohen Blutdruck, war schnell aus der Puste und war in meiner Beweglichkeit stark eingeschränkt. Im Flugzeug musste mir die Stewardess einen zweiten Gurt holen. Mit dem Programm habe ich gelernt, mich zu disziplinieren und hinzuschauen, was ich esse. Ich bin sehr stolz darauf, was ich erreicht habe, und habe meinen Körper wieder lieben gelernt“, so Volker Ludwig. Dem Abnehmprogramm über 52 Wochen schließt sich eine halbjährige Nachsorge an. Das Programm ist sehr erfolgreich. Im Durchschnitt nehmen Patient*innen 20-30 Kilogramm ab. „Mein Ziel ist es, die 100 Kilogramm zu erreichen und noch ganz viel Zeit mit meinen Kindern und Enkeln zu verbringen. Ich bin viel selbstsicherer was mein Essverhalten angeht und genieße es, jetzt auch mal ein Eis mit meinen Enkeln essen zu können. Ich möchte gerne andere Menschen motivieren. Man kann selber etwas tun, man muss nur diszipliniert sein“, so Ludwig.
„Ich habe mich halbiert“
„Der Berg war viel zu groß, als dass ich das alleine geschafft hätte. Die Adipositas Ambulanz war mein letzter Rettungsanker“, erzählt Susanne Ott. „Ich war noch nie schlank und habe auch schon mal 40 Kilogramm abgenommen, aber das Gewicht kam wieder drauf. Meine Mutter ist zwanzig Jahre älter als ich, aber weitaus fitter. Das wollte ich ändern.“ Deshalb hat sich die 60-jährige Göttingerin an die Adipositas Ambulanz der UMG gewandt. Susanne Ott hatte nicht nur mit starken Übergewicht zu kämpfen, hinzu kamen auch Bluthochdruck, Wassereinlagerungen und Kurzatmigkeit. Selbst das Bücken fiel schwer. In der Ambulanz wurde sie von dem interdisziplinären Team zu den verschiedenen Möglichkeiten zur Gewichtsreduktion beraten. „Wir sind für die Patient*innen die erste Anlaufstelle und beraten sie sehr umfassend über die verschiedenen Angebote zur Gewichtsreduktion. Dabei schauen wir genau was für den Patienten beziehungsweise für die Patientin passt“, so Dr. Vivian Faustin, Adipositas-Ambulanz in der Klinik für Gastroenterologie, gastrointestinale Onkologie und Endokrinologie. Letztendlich wurde dem Wunsch von Susanne Ott nach einer Magenverkleinerung entsprochen. Hierfür ist die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie der UMG spezialisiert: Sie ist zertifiziertes Kompetenzzentrum für Adipositaschirurgie der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie.
Um die OP durchführen zu können, gibt es bestimmte Voraussetzungen: So müssen die Patient*innen einem BMI von 40 kg/m2 oder mehr haben sowie ein Ernährungscoaching bzw. eine Verhaltenstherapie durchlaufen. Susanne Ott hat alle Bedingungen erfüllt. In dem einstündigen minimalinvasiven Eingriff hat ein sechsköpfiges Team etwa 90 Prozent des Magens entfernt. Durch die Verkleinerung des Magens wird die Menge der Nahrung, die maximal aufgenommen werden kann, deutlich reduziert. Außerdem tritt das Sättigungsgefühl früher ein. Nach der OP hat der Magen etwa ein Volumen von 100–150ml. Das entspricht einem Brötchen.
„Mein Essverhalten hat sich komplett verändert. Ich achte jetzt genau darauf was ich esse und fühle mich sehr gut damit. Ich kann jetzt sogar mein Schlüsselbein sehen. Viele Menschen haben mit zunehmenden Alter typische Begleiterkrankungen, bei mir ist es andersherum. Mir geht es richtig gut“, erzählt Susanne Ott. „Meine Mutter hat sich immer Sorgen um mich gemacht, jetzt kann ich wieder mit ihr spazieren gehen und spontan Freunde in der Stadt treffen. Das war früher nicht mehr möglich. Dafür bin ich dem ganzen Team der Ambulanz sehr dankbar.“
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