| Presseinformation Nr. 124 / 2020

Forschung zu Lungenkrebs ausgezeichnet

UMG-Onkologe, Dr. Tobias Overbeck, erhält zusammen mit Prof. Dr. Hans-Ulrich Schildhaus, Universitätsklinikum Essen, den Takeda Oncology Forschungspreis 2020 für Forschungsarbeit zum nicht-kleinzellligen Lungenkarzinom. Der Preis ist mit 30.000 Euro dotiert.

Preisträger: Dr. Tobias Overbeck, Oberarzt der Klinik für Hämatologie und Medizinische Onkologie der UMG. Foto: umg/kimmel

(umg) Dr. Tobias Overbeck, Oberarzt der Klinik für Hämatologie und Medizinische Onkologie (Direktor: Prof. Dr. Lorenz Trümper) der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), ist mit dem Takeda Oncology Forschungspreis für „NSCLC – Onkogene Treibermutationen“ ausgezeichnet worden. Gemeinsam mit Prof. Dr. Hans-Ulrich Schildhaus, Universitätsklinik Essen, erhält er den ersten Platz des Preises für ihre Forschungsarbeit zum nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC). Die beiden Forscher haben mit ihren Teams eine Subgruppe von Lungenkarzinomen beschrieben, die sich durch einen Genkopien-Zuwachs für das MET-Gen, also einer Wiederholung von Genabschnitten, und einer extrem schlechten Prognose auszeichnet. Von diesem molekularen Marker erhoffen sich die Mediziner neben Aussagen zur Prognose eine bessere Therapiesteuerung. Der erste Platz ist mit 30.000 Euro dotiert und wurde im Rahmen des Takeda Symposiums anlässlich der diesjährigen, virtuellen Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie verliehen.

Die Therapiemöglichkeiten des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) haben in den letzten Jahrzehnten rasante Fortschritte gemacht. Dies ist vor allem dem enormen Fortschritt in der molekularen Analyse und der genetischen Seqenzierung zuzuschreiben. „Die Kenntnis molekularer Treiberalterationen oder von Biomarkern ist entscheidend für eine personalisierte Patientenbehandlung in der Krebstherapie. Dank der modernen Pathologie ist es heutzutage möglich, am Tumor und teils auch im Blut molekulare Testungen durchzuführen, um bestimmte tumortreibende Veränderungen zu bestimmen“, sagt Dr. Tobias Overbeck, Oberarzt der Klinik für Hämatologie und Medizinische Onkologie der UMG. Bei Nachweis bestimmter molekularer Veränderungen aus den Tumorproben oder dem Blut können im Idealfall Medikamente eingesetzt werden, die direkt auf diese molekulare Veränderung ausgerichtet sind. In den letzten Jahren gab es zahlreiche Zulassungen solcher zielgerichteter Therapieoptionen bei Lungenkrebs. Der Einsatz zielgerichteter Therapien kann das weitere Fortschreiten der Erkrankung im Vergleich mit einer Standardtherapie deutlich verzögern.

Originalpublikation: Overbeck TR, Cron DA, Schmitz K, Rittmeyer A, Körber W, Hugo S, Schnalke J, Lukat L, Hugo T, Hinterthaner M, Reuter-Jessen K, Rosenthal T, Moecks J, Bleckmann A, Schildhaus HU. Top-level MET gene copy number gain defines a subtype of poorly differentiated pulmonary adenocarcinomas with poor prognosisTransl Lung Cancer Res. 2020 Jun;9(3):603-616. doi: 10.21037/tlcr-19-339.

„Auf Grundlage unserer Erkenntnisse kann nun erstmals die klinische und pathologisch-diagnostische Frage beantwortet werden, wie eine MET-Amplifikation genau zu definieren ist“, sagt Dr. Tobias Overbeck, Erst-Autor der Publikation. „Auch weitere Verfahren zum Nachweis einer MET-Amplifikation können damit validiert und methodisch harmonisiert werden. Dies war bislang nicht möglich, da eine verbindliche Definition der MET-Amplifikation nicht vorlag“, so Dr. Overbeck.

Ziel der Arbeit war es, eine molekulare Subgruppe von nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen (NSCLC) zu definieren, bei der der höchste eindeutige Genkopien-Zuwachs des MET-Gens (MET-Amplifikation) vorliegt, sowie deren Häufigkeit, histologischen und klinischen Phänotyp zu beschreiben. 373 Fälle mit nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen haben die Forscher*innen auf das Vorliegen einer Genkopiezahl-Erhöhung untersucht. Dabei erfassten sie die durchschnittliche Genkopiezahl und brachten sie in Beziehung mit klinischen und morphologischen sowie molekularpathologischen Charakteristika der Tumoren.

Es konnte eine neue Top-Level Kategorie der MET-Amplifikation definiert werden, zwei Prozent der untersuchten Tumoren erfüllten dieses Kriterium. Die Kategorie definiert eine neue spezifische Subgruppe von pulmonalen Adenokarzinomen der Lunge mit ungünstiger Prognose und charakteristischen morphologischen Eigenschaften. Niedrigere Ausprägungen einer MET-Amplifikation besitzen hingegen keinen spezifischen Wert als prognostischer oder prädiktiver Biomarker zur Vorhersage von Überleben oder Tumoransprechen.

Aktuelle Daten einer klinischen Studie unterstreichen mittlerweile die Bedeutung der Ergebnisse (Wolf J et al. Capmatinib in MET Exon 14-Mutated or MET-Amplified Non-Small-Cell Lung Cancer. N Engl J Med. 2020 Sep 3;383(10):944-957. doi: 10.1056/NEJMoa2002787). „In der Studie konnte gezeigt werden, dass Patienten, die unserer Definition einer Top Level MET-Amplifikation entsprechen, von einer molekular zielgerichteten Therapie profitieren können. Insofern hat die beschriebene Top-Level MET-Amplifikation auch Bedeutung für die Vorhersage des Tumoransprechens“, sagt Dr. Tobias Overbeck.

Takeda Forschungspreis
Der Takeda Forschungspreis wird jährlich verliehen und fördert herausragende Forschung auf dem Gebiet der nichtkleinzelligen Bronchialkarzinome. In diesem Jahr geht er bereits zum dritten Mal in Folge an herausragende präklinische und klinische Forschungsarbeiten im Bereich „NSCLC-Onkogene Treibermutationen“. Mit dem ersten Platz und 30.000 Euro Preisgeld wurde die Arbeit „Top-level MET gene copy number gain defines a subtype of poorly differentiated pulmonary adenocarcinomas with poor prognosis“ von Dr. Tobias Overbeck, Universitätsmedizin Göttingen, und Professor Dr. Hans-Ulrich Schildhaus, Universitätsklinik Essen, ausgezeichnet.

Über Takeda
Takeda ist ein forschendes, biopharmazeutisches Unternehmen mit Hauptsitz in Japan. Als größter japanischer Arzneimittelhersteller engagiert sich Takeda in 80 Ländern und Regionen weltweit dafür, Patienten mit medizinischen Innovationen eine bessere Gesundheit zu ermöglichen. Takeda konzentriert seine Forschung auf die Therapiegebiete Onkologie,Gastroenterologie, Seltene Erkrankungen und Neurowissenschaften.

WEITERE INFORMATIONEN
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
UniversitätsKrebszentrum Göttingen (G-CCC)
Öffentlichkeitsarbeit und Wissenschaftskommunikation
Mandy Sasse, Telefon 0551 / 39-62152
Von-Bar-Straße 2/4, 37075 Göttingen 
ccc(at)med.uni-goettingen.de, gccc.umg.eu 

Folgen Sie uns