Curriculum Oncologicum

Neues Wahlfach am UniversitätsKrebszentrum Göttingen vereint Bedside-teaching, Theorie und das Erlernen praktischer Fertigkeiten

Im letzten Jahr ist das neue Wahlfach des UniversitätsKrebszentrums Göttingen, das Curriculum Oncologicum, mit dem ersten Modul „Viszeralonkologie“ gestartet. In dem Wahlfach werden Studierende über ein Semester neben ihrem Studium begleitet. Durch diese weit über die reguläre Lehre hinausgehende Ausbildung und Förderung sollen die Studierenden zu einem optimal zugeschnittenen, multidisziplinären Training gelangen, das sie ideal auf ihr Praktisches Jahr (PJ) und das Berufsleben vorbereit. Das Wahlfach an der UMG ist für Studierende der Humanmedizin im 3. -5. Studienjahr konzipiert und vergibt pro Modul maximal zehn Plätze.

Neun Studierende haben am ersten Curriculum Oncologicum Modul Viszeralonkologie teilgenommen. Alexander Schreiber (33) 9. Semester, und Vanessa von Arps-Aubert (25) 11. Semester, berichten von Ihren Erfahrungen.

Vanessa Arps-Aubert und Alexander Schreiber haben am neuen Wahlfach im Modul Viszeralonkologie teilgenommen.

1.) Warum haben Sie sich für das Curriculum Oncologicum entschieden?

Vanessa Arps-Aubert: Ich habe das Plakat am Kiosk der UMG gesehen und mich dann im ECampus darüber informiert. Ich schreibe meine Doktorarbeit in der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde mit einem onkologischen Thema und hatte schon ein onkologisches Wahlfach, deshalb fand ich das Wahlfach sehr interessant und habe mich angemeldet.

Alexander Schreiber: Ich wollte gerne ein Wahlfach machen und das Curriculum Oncologicum war das, was mich am meisten angesprochen hat, weil viel Praktisches angeboten wurde. Ich schreibe auch eine radiologisch-onkologische Doktorarbeit, deshalb passte das gut.

2.) Wie hat es Ihnen gefallen?

Alexander Schreiber: Mir hat es sehr gut gefallen und ich würde es genau so noch mal machen. Vor allem den großen Anteil am Bedside teaching fand ich gut. Man hat viel in Kleingruppen gemacht und fühlte sich durchgehend gut betreut. Manchmal wurde man sogar 1:1 betreut und ist mit einem leitenden Oberarzt ins Gespräch kommen. Man konnte viele Fragen stellen, die man sonst nie gestellt hätte, weil man im großen Plenum einer Vorlesung nicht immer die Möglichkeit dazu hat.

Vanessa Arps-Aubert: Mir hat auch die 1:1 Betreuung sehr gut gefallen. So einen Lehrschlüssel hat man ansonsten nie. Das ist schon einzigartig. Ich habe aus diesen Lehreinheiten so viel mitgenommen, die sich auch verfestigt haben. Es hat einfach unfassbar viel Spaß gemacht und gezeigt, wie Lehre sein kann. Es hat meine Erwartungen sogar übertroffen. Man hat gemerkt, dass das Wahlfach ein echtes Herzensprojekt ist und das eine intrinsische Motivation besteht, die Inhalte zu vermitteln. Das macht den großen Unterschied.

3.) Worin besteht der Reiz an onkologischer Forschung?

Vanessa Arps-Aubert: Für mich besteht der Reiz im medizinischen Progress, der in den letzten Jahren stattgefunden hat. Ich finde es interessant, dass es so viele Ansatzpunkte gibt, die noch nicht verstanden sind und dass jeder Tumor, auch wenn es dieselbe Entität ist, bei jedem Patienten ein individuelles Bild aufweist. Vor allem das Immunologische finde ich extrem spannend und bietet einen besonderen Anreiz, diese Prozesse zu verstehen. Denn die Hoffnung ist, dass man die Krankheit therapieren kann, wenn man diese versteht. Auch das molekulare Tumorboard mit seiner Interdisziplinarität finde ich sehr spannend. Dieses Zusammenspiel von Menschen, die alle Spezialisten in einem Gebiet sind und dann aufeinandertreffen und was daraus entsteht, ist zutiefst beeindruckend.

Alexander Schreiber: Ich hatte schon immer ein leichtes Faible für die Onkologie und habe bereits im zweiten Semester ein Wahlfach zu hämatologischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter gemacht. Mich fasziniert vor allem die personalisierte Medizin. Es ist beeindruckend wie viele targets es gibt, die man mit biologicals oder ähnlichem angreifen kann. Das gibt es so nicht an anderen Kliniken. Das ist universitäre Spitzenmedizin, die man betreibt, und die gibt es nur an der UMG und nicht an einem Schwerpunkt- oder Akutkrankenhaus. Der Reiz für mich besteht in der Kombination aus Grundlagenforschung und experimenteller Forschung mit neuen Medikamenten. Das gibt es so nirgendwo anders, und das hat mich fasziniert.

4.) Können Sie sich vorstellen Ihre Fachweiterbildung im onkologischen Bereich zu machen?

Alexander Schreiber: Ich könnte mir das gut vorstellen. Da ich meine Doktorarbeit in der Radiologischen Onkologie schreibe, ist das Fach natürlich auch sehr interessant für mich. Beide Fächer greifen ja auch ineinander. Noch habe ich mich aber nicht entschieden. Ich denke aber, dass ich wohl eher ein Internistisches Fach wählen werde, bei dem die Onkologie einen Anteil hat. Denn selbst in der Hausarztpraxis hat man Berührungspunkte mit onkologischen Themen, da man hier die erste Anlaufstelle für die Patienten ist.

Vanessa Arps-Aubert: Ich könnte mir ein teilchirurgisches Fach mit einem großen onkologischen Schwerpunkt sehr gut vorstellen. Die Chirurgie an der UMG weist eine hohe Fachexpertise im Bereich Tumorchirurgie auf und es wurde deutlich gemacht, dass die Art der OP und die Erfahrung der Operateure entscheidend für den Behandlungserfolg sein kann. Und auch die Wizen-Studie hat dies bestätigt. Hier hat man jetzt schwarz auf weiß, dass es einen Unterschied nicht nur Monaten, sondern Jahren macht, wenn man sich in einem spezialisierten Zentrum behandeln lässt.

5.) Im Rahmen des Wahlfachs gab es einen Karriereworkshop? Was konnten Sie hier mitnehmen.

Alexander Schreiber: Bei dem Workshop gab es viele Kurzvorträge von den Experten aus dem G-CCC mit anschließender Diskussionsrunde. Man kommt durch diesen Austausch in den Gruppen in eine ganz andere Beziehung mit den Dozierenden. Diesen persönlichen Kontakt hat man in einer normalen Vorlesung nicht. Außerdem war es gut zu sehen, was es alles für Möglichkeiten gibt. Ich wusste nicht, welche Stipendien es gibt, die man selbst beantragen kann. Dadurch erhält man die Möglichkeit, ins Ausland zu gehen und zu forschen.

Vanessa Arps-Aubert: Mir hat der Workshop extrem viel gebracht. Ich hatte mich zu dem Zeitpunkt durch meine Doktorarbeit schon entschlossen, in Form von Clinical Scientists oder ähnlichem in die Forschung zu gehen. Deshalb war für mich der Vortrag von Dr. Conradi sehr bereichernd. Sie hat ihren Werdegang vorgestellt und wie sie ihre Ziele erreicht hat. Ich wusste vor dem Workshop schon, ich möchte in die Forschung gehen, danach wusste ich, wie ich das mache. Das hat mein Interesse auf jeden Fall gesteigert. Außerdem finde ich es sehr beeindruckend, dass Dr. Conradi ihre Karriere mit dem Wunsch nach Familie verbinden konnte. Das motiviert einen als Frau, so einen Weg auch einzuschlagen.

6.) Würden Sie das Wahlfach weiterempfehlen?

Alexander Schreiber: Ich würde es immer wieder machen und habe es meinen Kommilitonen auch weiterempfohlen.

Vanessa Arps-Aubert: Ich lerne gerade für mein 2. Staatsexamen, und ich merke, wie schnell ich jetzt onkologische Fälle verstehe. Das zeigt, wie gut die Lehre funktioniert hat und wie nachhaltig das Lernen war. Ich würde es auch auf jeden Fall weiterempfehlen.

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