Humane Papillomviren (HPV)

Impfungen im Kindesalter können helfen, Krebs vorzubeugen

Bestimmte Viren können zu einer Krebserkrankung führen. Sie lösen im Gewebe chronische Entzündungen aus und schädigen Zellen derart, dass nach vielen Jahren ein bösartiger Tumor entsteht. Dazu gehören beispielsweise humane Papillomviren (HPV), die in über 90 Prozent der Fälle für die Entstehung eines Gebärmutterhalskrebses verantwortlich sind. HPV können aber auch andere Krebserkrankungen, wie Vulva- Penis- oder Analkarzinome und bösartige Neubildungen im Mund- und Rachenraum bewirken. Allein in Deutschland erkrankten 2018 rund 7.700 Menschen an HPV-bedingtem Krebs. Dabei kann man bereits im Kindesalter etwas dagegen tun, denn es besteht die Möglichkeit eine HPV- Impfung durchzuführen. Diese Impfung bietet nach heutigen Erkenntnissen einen weitreichenden Schutz vor den genannten Krebsformen.   

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, Mädchen und Jungen im Alter von 9- bis 14 Jahren gegen HPV zu impfen. Impfstoffe gegen das Virus gibt es bereits seit 2006, trotzdem sind in Deutschland nur etwa 45 Prozent der 15-jährigen Mädchen vollständig geimpft. In Island, Schweden und Norwegen sind es hingegen 80 Prozent. Seit 2018 wird auch eine Impfung für Jungen empfohlen. Deren Impfquote ist bedauerlicherweise noch deutlich niedriger als bei Mädchen.

Um über das Thema besser aufzuklären, rückt die Nationale Krebspräventionswoche in diesem Jahr die Impfung gegen HPV in den Blickpunkt.

Was sind Humane Papillomviren?

Etwa acht von zehn sexuell aktiven Menschen infizieren sich mindestens einmal im Leben mit HPV. Dabei können sich nicht nur Frauen, sondern auch Männer, vor allem beim Geschlechtsverkehr, mit dem humanen Papillomvirus infizieren. Es gibt über 200 verschiedene HPV-Typen, die in eine Niedrigrisiko- und eine Hochrisiko- Gruppe eingeteilt werden. Einige „Niedrigrisiko-Typen“ führen zur Entstehung von Genitalwarzen (Feigwarzen), die zwar gutartig sind, aber für den Einzelnen sehr belastend sein können. 12 der über 200 bekannten HPV-Varianten zählen zu den „Hochrisiko-Typen“. Diese können bei Frauen zu bösartigen Neubildungen am Gebärmutterhals, an der Scheide, im Schambereich (Vulva), am After und im Mund-Rachen-Raum und bei Männern zu Karzinomen im Mund-Rachen-Raum, am After und am Penis führen. Die Übertragung erfolgt durch Geschlechtsverkehr.

Bei vielen Menschen, die sich mit HPV infizieren, verläuft die Infektion unbemerkt und sie klingt von selbst wieder ab. Bei einem von zehn Fällen bleibt die Infektion jedoch bestehen und kann sich über Jahre hinweg zu Krebs entwickeln.

Viele Menschen verbinden eine HPV-Infektion mit dem Gebärmutterhalskrebs. Dieser ist mit etwa 570.000 Neuerkrankungen pro Jahr weltweit die vierthäufigste Krebserkrankung der Frau. Etwa 90 bis 95 Prozent dieser Karzinome werden durch eine HPV- Infektion verursacht. Würde man alle jungen Frauen vor ihrem ersten sexuellen Kontakt impfen, könnte die Neuerkrankungsrate auf sehr niedrige Zahlen reduziert werden.  

Wann sollte die HPV-Impfung erfolgen?

Impfungen gehören zu den wichtigsten und wirksamsten Präventionsmaßnahmen der Medizin. Die HPV-Impfung wird in Deutschland seit 2007 für Mädchen und seit 2018 für Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren durch die STIKO empfohlen. Die Impfung sollte möglichst vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen. Sie ist besonders wirksam, wenn noch keine HPV-Infektion vorliegt. Auch Jugendliche im Alter von 15-17 Jahren sollten möglichst frühzeitig gegen HPV geimpft werden. Bis zu einem Alter von 18 Jahren übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten. In Deutschland stehen derzeit zwei HPV-Impfstoffe zur Verfügung. Die Impfung kann vom Kinderarzt bzw. -ärztin oder Allgemeinmedizinern sowie Gynäkologinnen und Gynäkologen durchgeführt werden.

Laut den bisher vorliegenden Studien ist die HPV-Impfung gut verträglich. Die häufigste Nebenwirkung sind Hautreaktionen an der Einstichstelle. Frauen, die einen vollständigen Impfschutz besitzen, zeigen in den Vorsorgeuntersuchungen bisher eine deutliche Reduktion von Krebsvorstufen, und es ist davon auszugehen, dass auch die Rate der Krebsneuerkrankungen massiv zurückgehen wird. Ähnliche Vorteile werden für geimpfte Jungen erwartet.    

Zwischen einer HPV-Infektion und der Entstehung von Krebs vergehen in der Regel mehrere Jahre. Zu der Frage, über welchen Zeitraum ein Impfschutz besteht, gibt es noch keine abschließenden Daten. Experten gehen jedoch davon aus, dass die Wirkung der Impfung über 20 Jahre, eventuell lebenslang anhält. Eine Auffrischimpfung wird vom Robert Koch-Institut nicht empfohlen.

Autorin

Direktorin

Univ.-Prof. Dr. med. Julia Gallwas

Univ.-Prof. Dr. med. Julia Gallwas

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