Nebenwirkungen bei Krebs
Haarausfall, Übelkeit und Fatique-Syndrom
Die Behandlung von Krebserkrankungen hat sich dank moderner Therapiemethoden in den letzten Jahrzehnten erheblich verbessert. Es wurden zahlreiche hochwirksame Medikamente entwickelt, die eine hohe Wirksamkeit gegen die Tumorzellen mit einer deutlich verbesserten Verträglichkeit für den Köper verbinden. Ebenso wurden in der modernen Strahlentherapie Methoden entwickelt, die Strahlung genau dort zu bündeln, wo sie benötigt wird, sodass gesundes Gewebe weitgehend geschont werden.
Als wesentliche Erweiterungen der klassischen Behandlungsmethoden in der Krebstherapie wie Operation, Chemo- und Strahlenbehandlung, haben sich die zielgerichtete Therapie (Targeted Therapy) und die Immuntherapie als wichtige Bausteine kombinierter (multimodaler) Behandlungskonzepte etabliert. Die zielgerichtete Therapie nutzt dabei Wirkstoffe, die molekulare Abweichungen in Tumorzellen erkennen. Sie greifen gezielt in die veränderte Signalübermittlung der Tumorzellen ein und hemmen das Wachstum der bösartigen Zellen. Tumorzell-hemmende Therapien weisen aber auch Nebenwirkungen auf.
Nebenwirkungen bei einer Chemotherapie
Zytostatika sind Medikamente, die im Rahmen einer Therapie zur Elimination von Tumorzellen verabreicht werden. Dabei greifen die Medikamente allerdings nicht nur die Krebszellen an, sondern auch gesunde Zellen, wenn sie sich teilen und vermehren. Bei den Patienten kommt es deshalb zu Nebenwirkungen an Haut und Schleimhäuten, Haarausfall sowie zu Beeinträchtigungen der Blut- und Immunzellen. Besonders häufig ist das der Fall, wenn eine hoch dosierte Chemotherapie verabreicht wird, wie etwa bei der Behandlung von Leukämien und Lymphomen. Eine augenfällige Nebenwirkung konventioneller Chemotherapie ist – abhängig von der Art des Zytostatikums - der Haarausfall durch die Schädigung der Zellen in den Haarfollikeln. Der Haarausfall ist aber wie die meisten akuten Nebenwirkungen nur vorübergehend, und es gibt Möglichkeiten, etwas dagegen zu tun. Auch die gezielten Therapien der modernen Systemtherapie und die Immuntherapie sind - wenn auch über andere Mechanismen gegen die Tumorzellen wirkend - nicht frei von Nebenwirkungen: durch ihren Eingriff in die Mechanismen auch der gesunden Zellen können spezielle Nebenwirkungen auftreten, oder – im Fall der Immuntherapie – überschießende Effekte des aktivierten Immunsystems auftreten. Außerdem wichtig zu wissen: Nicht jeder Mensch ist gleich. In welchem Umfang Nebenwirkungen auftreten, kann von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sein.
Nebenwirkungen bei der Strahlentherapie
Noch heute hat die Strahlentherapie einen hohen Stellenwert in der Krebsbehandlung. Die Behandlungstechniken sind immer ausgefeilter geworden: Heute lassen sich Tumoren dank technischer Entwicklungen viel zielgerichteter bestrahlen als noch vor wenigen Jahrzehnten. So kann das gesunde Gewebe in der Umgebung des Tumors immer besser geschont werden. Trotzdem können so wie bei der medikamentösen Krebstherapie bei jeder Bestrahlung Nebenwirkungen auftreten. Unter anderem spielen die Art und Lage des Tumors, die Strahlendosis und die Technik der Bestrahlung für das Nebenwirkungsrisiko eine Rolle. Die Ärzte wägen in jedem Fall ab, wie belastend eine Behandlung aufgrund möglicher Begleiterkrankungen oder des allgemeinen Gesundheitszustands ist und können die weitere Bestrahlung gegebenenfalls entsprechend anpassen.
Fatigue bei Krebs
Die Belastungen der Krebstherapie haben ebenso wie die Krebserkrankung selbst oft auch Folgen auf die Psyche. Während oder kurz nach einer Therapie leiden bis zu 90 Prozent der Patienten unter dem akuten tumorbedingten Fatigue-Syndrom, das jedoch bald wieder verschwinden kann. Die Anzeichen sind eine reduzierte körperliche Leistungsfähigkeit, vermehrtes Schlafbedürfnis, anhaltendes Müdigkeitsgefühl, Gefühl schwerer Gliedmaßen, Motivations- und Antriebsmangel und ähnlich wie bei Depressionen nachlassendes Interesse, Traurigkeit sowie Ängste. Besonderheiten sind, dass diese Belastungen auch ohne vorangegangene Anstrengung auftreten und durch Ausruhen und Schlaf nicht zu beheben sind. Bestehen die Beschwerden über Monate oder Jahre oder treten später erneut auf, spricht man vom andauernden oder verspäteten tumorbedingten Fatigue-Syndrom. Von diesem sind Schätzungen zufolge 20 bis 50 Prozent der Patienten betroffen. Für die Entstehung von Fatigue gibt es viele unterschiedliche Ursachen und es sind noch nicht alle bekannt. Hierzu zählen z.B. veränderte Stoffwechselprozesse durch die Therapie selbst, die Art der Tumorerkrankung, Mangelernährung oder seelische Belastungen. So vielschichtig die Ursachen für Fatigue sind, so zahlreich sind auch die Behandlungsansätze. Die beiden Säulen sind hier körperliche Bewegung und psychoonkologische Unterstützung. So kann die Lebensqualität der Patienten wieder gesteigert werden.
Häufige und wichtige Langzeitnebenwirkungen
Grundsätzlich ist die Wahrscheinlichkeit für Spätfolgen und Folgeerkrankungen einer Krebstherapie abhängig von der Krebserkrankung und der jeweiligen Behandlung, sowie individuellen Faktoren des Patienten. Langzeitnebenwirkungen der Tumortherapie können in den ersten Jahren nach der Krebstherapie, Spätfolgen jedoch auch mit längerer Verzögerung nach der Krebstherapie auftreten. Die häufigsten Langzeitnebenwirkungen von Krebstherapien sind Kardiotoxizität (Schädigung des Herzens), Polyneuropathien (Schädigung der Nerven) und Sekundärmalignome (bösartige Erkrankungen, die durch eine Krebstherapie entstehen), Erschöpfung, Schmerzen, Schlafstörungen, Ängste, Sorgen, und Bewegungseinschränkungen.
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