Wie kann die moderne Strahlentherapie helfen?

Brustkrebsmonat Oktober

Bei Frauen mit Brustkrebs ist die Strahlentherapie, neben der Operation und der medikamentösen Behandlung, die häufigste Behandlungsform. Dank moderner Techniken lässt sich die Bestrahlung heutzutage so zielgenau ausrichten, dass umliegendes Gewebe und benachbarte Organe geschont werden. Bestrahlt wird entweder die gesamte erkrankte Brust oder ein Teilbereich davon. Die Bestrahlung hat zum Ziel mittels hochenergetischer Strahlen die Krebszellen zu zerstören. Sie kommt vor allem nach einer brusterhaltenden Operation zum Einsatz, um möglicherweise nicht entfernte Tumorzellen zu vernichten und um zu verhindern, dass der Tumor erneut auftritt. Schwere Nebenwirkungen sind heutzutage selten geworden.

Wann muss eine Strahlentherapie durchgeführt werden?

Zumeist wird die Strahlentherapie nach der Operation, das heißt adjuvant, eingesetzt. Laut aktueller Leitlinien wird die Bestrahlung der verbliebenen Brust nach einer brusterhaltenden Operation eindeutig empfohlen. Sie richtet sich gegen eventuell noch vorhandene Krebszellen, denn diese können auch nach erfolgreicher Operation im Bereich des verbliebenen Brustgewebes oder in den Lymphknoten erneut zu einem Tumor führen. Durch die Bestrahlung soll die Wahrscheinlichkeit für ein Rezidiv, also ein Wiederauftreten des Tumors, deutlich gesenkt und die Überlebenschancen gesteigert werden. Dabei sprechen die Zahlen für sich: Jede dritte Patientin erleidet innerhalb von zehn Jahren ein Rezidiv. Bestrahlt man die Brust nach der OP halbiert sich das Risiko in diesem Zeitraum. Bei Patientinnen, wo die Lebenserwartung weniger als zehn Jahre beträgt, erfolgt die Therapie nach Absprache mit dem behandelnden Arzt.

Ist die Erkrankung bereits so weit fortgeschritten ist, dass der Tumor nicht operiert werden kann oder liegen schwere Begleiterkrankungen bei der Patientin vor, kann eine alleinige Strahlentherapie zum Einsatz kommen. Diese kann die Ausbreitung des Tumors begrenzen oder auch die Symptome lindern. Bei fortgeschrittener Erkrankung wird die Strahlentherapie auch zur Behandlung von Metastasen eingesetzt.

Wie läuft eine Strahlentherapie ab?

Die Strahlentherapie beginnt in der Regel einige Wochen nach der Operation, wenn die Operationswunde gut verheilt ist oder im Anschluss an eine Chemotherapie. In einem ersten Vorgespräch wird die Patientin umfangreich über die Therapie, die eingesetzten Techniken und die Risiken aufgeklärt. Sind alle Fragen ausgeräumt, wird ein Termin zur Computertomographie vereinbart. Die CT-Aufnahme dient zur genauen Positionsbestimmung und ist die Grundlage zur Bestrahlungsplanung. Auf der Haut werden dann genau die Stellen markiert, die bestrahlt werden sollen. Bis zum ersten Bestrahlungstermin wird der Strahlentherapeut zum Architekten. Mittels moderner Software legt er die prä- und postoperativen Röntgenbilder digital übereinander und erstellt einen dreidimensionalen Bestrahlungsplan. Wie lange und mit welcher Dosis bestrahlt wird, richtet sich nach der individuellen Situation der Patientin.

Wie lange wird bestrahlt?

Dank moderner Verfahren kann die Gesamtdosis in recht kurzer Zeit verabreicht werden. Ist keine gezielte Bestrahlung der Lymphabflusswege notwendig, kommt nach einer brusterhaltenden Operation meist eine hypofraktionierte Bestrahlung der operierten Brust zum Einsatz. Mit dieser Methode kann die Bestrahlung auf drei Wochen statt bisher fünf bis sechs Wochen verkürzt werden, da pro Bestrahlungstermin etwas höhere Einzeldosen verabreicht werden. Die Gesamtstrahlendosis ist dabei niedriger als bei der konventionellen fraktionierten Strahlentherapie, und es treten weniger Nebenwirkungen wie Hautrötungen, Vernarbungen und Ödeme etc. auf.

Die Behandlung kann fast immer ambulant durchgeführt werden. Die meisten Frauen erhalten ihre Termine mehrmals wöchentlich. Dabei dauert die einzelne Bestrahlung nur einige Sekunden.  

Welche Techniken kommen dabei zum Einsatz?

Die Art der Strahlentherapie hängt von der individuellen Situation der Patientin ab, und welches Ziel die Bestrahlung hat. Eine besonders genaue Form der Strahlentherapie ist die sogenannte Intensitätsmodulierte Strahlentherapie (intensity modulated radiotherapy, IMRT). Bei dieser Methode treffen die Strahlen den Bestrahlungsbereich sehr zielgerichtet, und die Strahlenkonzentration ist im Tumor am höchsten. Das gesunde Gewebe wird hingegen weitgehend geschont. Der Tumor wird auf diese Weise höchstpräzise bestrahlt, während gesunde Nachbarorgane und -gewebe optimal vor der Strahlung geschützt werden. Diese Methode ist vor allem für Frauen, bei denen das Herz oder die Lunge mitbestrahlt werden müssen, besonders geeignet. Insbesondere bei Tumoren der linken Brust muss das Herz geschont werden. Mit Hilfe der Atemanhaltetechnik kann der Abstand zwischen Brust und Herz vergrößert und die Strahlendosis für das Herz deutlich gesenkt werden. Hierfür wird die Bestrahlung nach tiefer Einatmung und anschließendem Luftanhalten durchgeführt.

Die stereotaktische Bestrahlung, die zumeist bei Metastasen des Mammakarzinoms eingesetzt wird, erfolgt nach detaillierter 3- oder 4D-Planung anhand von CT- und MRT-Bildern zur Berechnung des Bestrahlungsfelds. Das Bestrahlungsfeld und der Einfallswinkel werden millimetergenau berechnet. Die Patientin wird während der Behandlung mit einer speziell auf sie angepassten Lagerungshilfe positioniert. Die Bildgebung erfolgt mit einem zeitaufgelösten CT, um die genaue Position des Tumors zu bestimmen.

Auf was muss ich während der Strahlentherapie achten?

Die meisten Brustkrebspatientinnen vertragen die Bestrahlung sehr gut. Nebenwirkungen treten daher heute seltener und schwächer auf als früher. Dennoch lassen sie sich nicht komplett vermeiden. Sie können aber selbst etwas dazu beitragen, um Unverträglichkeiten vorzubeugen.

Zuallererst ein paar wichtige Informationen, die bei Patientinnen immer wieder zu Unsicherheit führen: Sie sind nicht radioaktiv nach einer Bestrahlung. Sie dürfen arbeiten. Sie dürfen sich körperlich belasten. Sie dürfen essen und trinken, was Ihnen schmeckt. Sie dürfen Deo benutzen und mit Seife duschen – Achten Sie nur darauf, dass die Markierungen möglichst auf der Haut bleiben. Außerdem sollten Sie versuchen, das Rauchen einzustellen. Das kann förderlich für die gesamte Therapie sein. Besprechen Sie Ihre Medikamente mit Ihrem Strahlentherapeuten. Die meisten Medikamente dürfen unverändert eingenommen werden.

Um die bestrahlten Hautpartien zu schonen, sollte die Kleidung nicht scheuern oder drücken. Verwenden Sie zur Hautpflege rückfettende und kühlende Pflegelotionen. Diese lindern die Beschwerden beim Auftreten von Juckreiz oder Rötungen. Greifen Sie auch auf Baby-Pflegeprodukte zurück. Außerdem sollte die Haut mindestens für ein Jahr keiner starken Wärmeeinwirkung wie Sonne oder Sauna ausgesetzt werden. Verwenden Sie mindestens Lichtschutzfaktor 50. Bei allen Fragen zur Hautpflege können sich Patientinnen auch an die Komplementäre Pflege der UMG wenden. Bei der Bewältigung der Erkrankung kann das Team der Psychoonkologie des UniversitätsKrebszentrums Göttingen weiterhelfen. Außerdem vermitteln wir gerne zu lokalen Selbsthilfegruppen.

Kontakt und Terminvereinbarung

Universitätsmedizin Göttingen
UniversitätsKrebszentrum Göttingen
Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie
Telefon 0551/39–64505
strahlentherapie.info(at)med.uni-goettingen.de

Brustkrebsmonat Oktober

Brustkrebs ist in Deutschland die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Laut dem Klinischen Krebsregister erhalten jedes Jahr etwa 69.000 Patientinnen die Erstdiagnose Brustkrebs. Hinzu kommen noch etwa 6.000 Vor- oder Frühformen von Brustkrebs. Trotz der gestiegenen Erkrankungsraten sterben heute deutlich weniger Frauen an Brustkrebs als noch vor zehn Jahren. Um über die Früherkennungsmöglichkeiten bei Brustkrebs aufzuklären, informiert das UniversitätsKrebszentrum Göttingen unter anderem in einem Video auf einer eigenen Themenseite.

Autoren

Direktor

Univ.-Prof. Dr. Stefan Rieken

Univ.-Prof. Dr. Stefan Rieken

Kontaktinformationen

Sekretariat

  • Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie
    Sprecher des UniversitätsKrebszentrums Göttingen

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